Die Musik von Stump - Schmidig
Heft mit neuer CD, Geschichte, Noten und Griffschrift
erhältlich
(auch via Alois Lüönd jun.)
Inhalt der CD:
! ACHTUNG ! hier
die Korrekte Angabe zum Komponisten.
Im Heft stimmen die Komponisten teilweise nicht mit den mündlichen
Überlieferungen überein, da die Angaben anhand der SUISA (welche teilweise
falsch sind und nicht korrigiert werden können) übernommen wurden.
Ein Meilenstein in der Geschichte der Ländlermusik
von Dieter Ringli, Alois Lüönd und Markus Flückiger
(Kurzfassung des Heftes)
In den 1910er Jahren vollzieht sich ein bedeutender
Wandel in der Schweizer Volksmusik. Ausgehend von der Innerschweiz beginnt das
Schwyzerörgeli die öffentlichen Tanzplätze zu erobern. Die Handorgel war ja
ein relativ junges Instrument, das in den 1820er Jahren in Österreich und
Deutschland entwickelt worden war, sich jedoch seither rasch in ganz Europa
verbreitet hatte. Bereits 1836 wurden in der Schweiz eigene Instrumente gebaut,
in Langnau im Emmental. Diese einfachen Langnauer Orgeln erfreuten sich bald
grosser Beliebtheit bei der Schweizer Bevölkerung, genau so, wie ähnliche aus
Österreich und Italien eingeführte Instrumente. Das neue Instrument war ein
Segen für die Landbevölkerung, die damals nur sehr selten in den Genuss von
Musik kam. Abgesehen vom Sonntag in der Kirche und den seltenen Gelegenheiten,
bei denen eine Blasmusik oder eine Tanzkapelle aufspielte, war Musik nur zu
vernehmen, wenn sie selber gemacht wurde. Und da bot das neue Instrument ganz
andere Möglichkeiten als die Geige, Klarinette oder Trompete: Mit seinen zwei
bis vier Bass- und neun bis zwölf Melodieknöpfen war es relativ einfach zu
erlernen, und ein einzelner Spieler konnte sowohl Melodie, als auch Begleitung
erzeugen und erst noch einen flotten Rhythmus. Zwar waren die kleinen Langnauer
Orgeln stark eingeschränkt in Tonart und Umfang und auch zu leise, um damit öffentlich
Tanzmusik zu spielen, für den Hausgebrauch erfüllten sie ihren Zweck aber
bestens, zumal sie auch relativ günstig zu erwerben waren.
Das begann sich erst zu ändern, als in den 1880er Jahren
im Kanton Schwyz Robert Iten und Alois Eichhorn die neue Form des Schwyzerörgeli
entwickelten, ein Instrument, das grösser und vielseitiger war und ein
erstaunliches Klangvolumen produzierte. Diese neuen Möglichkeiten entstanden
durch eine geniale Idee des 1859 geborenen Fabrikarbeiters und Örgelers Robert
Iten, der die Stimmplatten der Handorgel nicht mehr auf einem Brett anbrachte,
sondern im Hohlraum des Balgs einen rechteckigen Kasten einbaute,
an dem er auf drei Seiten Stimmplatten befestigen konnte und so viel mehr Töne
in einem nur wenig grösseren Instrument unterbrachte. Zudem diente der Kasten
auch als Resonanzkörper und verhalf dem Instrument zu zusätzlicher Klangfülle.
So wurde aus dem eingeschränkten Langnauerli ein vollwertiges, mehrchöriges
Instrument, das in mehreren Tonarten spielbar war, da es auf der Diskantseite über
zwei Oktaven mit allen Halbtönen ausgestattet war.
Von da an konnte durchaus auch ein einzelner Örgeler zum
Tanz aufspielen. In der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufbruchsphase
der Jahrzehnte um die Jahrhundertwende, die sich durch ein deutliches
Wirtschaftswachstum und unzählige Vereinsgründungen auszeichnet, verkauften
sich die Schwyzerörgeli gut. Aus dem Laien-Spielzeug für die freien
Abendstunden zu Hause war also ein vollwertiges Instrument geworden, mit dem man
zwar immer noch vorwiegend im häuslichen Kontext musizierte, das aber immer öfter
auch für grössere Veranstaltungen herangezogen wurde.
Während des ersten Weltkriegs durchlebte die Schweiz
eine tiefe Krise in bitterer Armut. Da konnte man sich die grösseren Bläser-
und Streicherensembles nicht mehr leisten und engagierte daher bloss einen oder
zwei Handorgelspieler für Tanzveranstaltungen, ein Kontrabass kam nur bei
wichtigen Grossanlässen zum Einsatz. Zudem erlebte das Schwyzerörgeli durch
die Mobilmachung eine schweizweite Verbreitung durch die Innerschweizer
Bataillone, die gemeinsam mit den übrigen Schweizer Truppen an der Grenze
standen; manch ein Innerschweizer hatte da seine Handorgel dabei und erfreute
seine Kameraden mit Musik. So entstand eine Veränderung im Publikumsgeschmack.
Dass sich dieser Wandel vollziehen konnte, dazu brauchte
es aber nicht nur die entsprechenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Umstände, sondern vor allem auch Musikanten, die das neue Instrument
beherrschten und die einen Weg fanden, den Innerschweizer Tanzmusikstil, der im
19. Jahrhundert mit Klarinette, Geige, Trompete, Posaune, Horn, Tuba oder
Kontrabass gespielt worden war, auf das Schwyzerörgeli zu übertragen.
Als einer der bahnbrechenden Pioniere auf dem Schwyzerörgeli
gilt noch heute der «Stumpä Sebäli», wie er in seiner Heimat genannt wurde.
Nur wenig ist bekannt über den 1883 in Unterschönenbuch SZ geborenen Örgeler.
Sein Vater, Melchior Stump, war ein ausgezeichneter Alphorn- und Büchelbläser,
der in der Gegend rund um den Stoos wohlbekannt war und an den Wettspielen an Älplerfesten
und Sennenchilbenen stets den ersten Preis davontrug. Auch das Handorgelspiel
habe er meisterhaft verstanden, wird in seinem Nachruf berichtet.
Josef Stump
wuchs also in einem sehr musikalischen Umfeld auf. Wie viel er jedoch von seinem
Vater gelernt hat, lässt sich nicht mehr feststellen. Auf jeden Fall muss er früh
mit Musik in Kontakt gekommen sein. Der Zeit seines Lebens ledig gebliebene
Stump zog ein ungebundenes Leben einem regelmässigen Einkommen vor. Er
arbeitete zunächst auf dem elterlichen Anwesen in Unterschönenbuch, zog im
Sommer oft auf den Stoos z’Alp, später handelte er mit Käse, Gemüse und
Melchgeschirr und hielt sich mit Gelegenheitsarbeit über Wasser. Zuletzt
arbeitete er als Nachtwächter. Im Jahr 1919 zog er mit den Eltern nach Steinen.
Später liess er sich in Oberschönenbuch, Hinteribach und das letzte Jahr
seines Lebens in Niederrohrdorf AG nieder. Es wurde
erzählt, dass er in jungen Jahren als Knecht in Frankreich war, aber das
Heimweh habe in so geplagt, dass er nach zwei Monaten wieder in den Talkessel
bei Schwyz zurückgekehrt sei.
Seine Haupt- und Lieblingsbeschäftigung war aber das
Musizieren auf dem Schwyzerörgeli. Damit verdiente er sich nicht nur
Verpflegung und Unterkunft in Wirts- und Bauernhäusern, sondern auch etwas
Geld, indem er gegen bescheidene Bezahlung zum Tanz aufspielte. Stump besass
eine 18bässige Schwyzerorgel aus der Werkstatt von Josef
Nussbaumer, dessen Instrumente noch heute als die besten je gebauten
Schwyzerorgeln gelten.
Zwischen 1911 und 1914 erhielt er durch den Vater des späteren
Ländlerklarinettisten Hermann Lott, der Feinmechaniker
war und nebenbei mit Musikalien und Schallplatten handelte, die Gelegenheit als
«Schwyzer Handorgel Duett» zusammen mit Xaver Betschart in Zürich 18 Titel
auf Schallplatte aufzunehmen. Diese Titel wurden mit zweichörigen
Robert-Iten-Orgeln in D aufgenommen. Offenbar war die Nachfrage nach Stumps
Musik gross genug, so dass sich Lott auf das finanzielle Abenteuer von
Schallplattenproduktionen einliess. Zwischen 1919 und 1921 spielte er zudem mit
Balz Schmidig als «Berglerkapelle Balz Schmidig, Oberschönenbuch-Schwyz» 15
Titel ein – jene Aufnahmen, die noch heute als Meilenstein der Ländlermusikgeschichte
gelten. Josef Stump spielte in dieser Zeit oft auch mit dem jungen,
aufstrebenden Klarinettisten Kasi Geisser, der wohl einiges von Stump gelernt
und übernommen hat. So finden wir z.B. Stumps Ländler «Älplers Feierabend»
in einer etwas vereinfachten Fassung bei Kasi Geisser unter dem Titel «Wenn ein
Länder ertönt» wieder.
Es war damals durchaus üblich, Melodien, Themen und
Phrasen, die man gehört hatte, zu übernehmen und eigene Stücke daraus zu
entwickeln. Urheberschaft spielte noch keine Rolle zu jener Zeit, auch in
finanzieller Hinsicht. Es ging einfach darum, sich ein Repertoire aus
interessanten Stücken anzueignen. Stump und Geisser sahen sich selber nicht als
Komponisten oder Tonkünstler, sondern einfach als Musikanten, die zu Tanz und
Unterhaltung zur Freude der Zuhörerschaft aufspielten und dabei mit ihrer
Lieblingsbeschäftigung auch noch Geld verdienen konnten. Die Frage, von wem ein
Stück komponiert wurde, interessierte wenig in einer Zeit, in der ein Stück
nur existierte, wenn es jemand spielte – Noten waren nicht in Gebrauch bei den
Örgelern, da sie nach Gehör spielten, und auf Schallplatte waren nur wenige Stücke
vorhanden. Von Bedeutung war also viel mehr, wer ein Stück spielte oder spielen
konnte, denn damit wurde es automatisch eins von seinen, unabhängig davon, ob
er es selber erfunden oder irgendwo gehört hatte. Meistens waren die Stücke,
wie in der Volksmusik üblich, sowieso eine Mischung aus eigenem Erfinden und Übernehmen
von bekannten Motiven.
Wir können Stumps Einfluss auf die Entwicklung der Ländlermusik
nicht hoch genug einschätzen: Er geht weit über das Schwyzerörgeli und die
Innerschweiz hinaus. Stump schuf – nicht als einziger, aber wohl als der
bedeutendste – eine neue Art von ländlicher Tanzmusik, die zwar auf
Spielweisen und Material des 19. Jahrhunderts beruhte, aber durch das neue
Instrument einen ganz neuen Charakter erhielt. Wie weit sein Schaffen gewirkt
hat, belegen auch die Aussagen der Gebrüder Born aus Basel, die als
Handorgelduett und als Ländlerkapelle zu den erfolgreichsten Formationen der
1930er Jahre gehörten. Für sie war Josef Stump ein prägendes Vorbild in ihrer
Entwicklung. Dank der Schallplatte hatte sich Stumps Musik also auch ausserhalb
der Innerschweiz Gehör verschaffen können.
Am
21. März 1929 verstarb der allseits beliebte Örgeler mit erst 46 Jahren
im Spital in Schwyz.
Der «Enzener Balz» wuchs in Oberschönenbuch bei Schwyz
auf. Er war der Sohn einer grossen Bauernfamilie und übernahm schliesslich den
Hof Änglez in Oberschönenbuch. Balz war offenbar ein heller Kopf, der, obwohl
er kaum Schulbildung genossen hatte, über erstaunliche Geographiekenntnisse
verfügte und die beste Rekrutenprüfung seines Jahrgangs abgelegt hatte. Auch
wird er als humorvoller Unterhalter beschrieben, mit dem es nie langweilig
wurde. Bereits um 1916 machte er seine ersten Schallplattenaufnahmen mit dem «Ländlertrio
Schwyz» zusammen mit Franz-Anton Inderbitzin genannt Gigler-Lutsch (Geige) und Mathias Iten
(Klavier). Allerdings sind seine Fertigkeiten auf der Orgel bei diesen Aufnahmen
noch nicht voll ausgereift. Seine grössten Erfolge als Schwyzerorgelspieler
hatte er in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg im Duett mit Josef Stump, mit
dem er die erwähnten 15 Titel aufnahm und oft zusammen zum Tanz aufspielte.
Nach Stumps Tod spielte Schmidig mit verschiedenen
anderen Musikanten, mit dem Klarinettisten Karl Mösch aus Zürich, dem «Echo
vom Fronalpstock», dem Handörgeler Josef Tonazzi aus Unterschönenbuch, mit
dem er 1934 vier Tänze aufnahm und schliesslich auch mit Martin Nauer aus
Schwyz, mit dem er 1945 mit Josef Wiget am Bass nochmals 14 Stücke aufnahm.
1947 erlag er, erst 53 jährig einem heimtückischen Magenleiden, das erfolglos
operiert worden war.
Mit Josef Stump verband Balz Schmidig nicht nur eine
gemeinsame musikalische Vorliebe. Die beiden verstanden sich offenbar auch sonst
sehr gut und ergänzten sich in ihren Fähigkeiten ideal. Stump war ein Virtuose
mit Ecken und Kanten und pflegte einen raschen, ruppigen Stil mit einem
gewaltigen Zug und einem treibendem Rhythmus. Auch seine Artikulation war
einzigartig. Immer wieder werden die rasend schnellen Legato-Ketten unterbrochen
durch scharf abgesetzte Töne, die durch gezielt eingesetzte Balgwechsel zu
Stande kommen. Harmonisch sind seine Tänze eigenwillig und mit überraschenden,
oft fast schroffen Wendungen.
Schmidig hingegen war eher der lyrische, runde,
ausgewogene Spieler. Seine Tänze sind eben so charaktervoll, aber geradliniger
und in sich geschlossener. Sein Spielstil ist weicher und gefälliger, dafür
weniger rhythmisch. Allerdings kannten sich die beiden gut genug, um auch den
jeweiligen Stil des anderen übernehmen zu können. Oft sind die beiden kaum zu
unterscheiden auf den Aufnahmen; bei einzelnen Stücken wechseln sie sich sogar
ab beim Vorspielen, ohne dass ein deutlicher Unterschied auszumachen wäre.
Was die beiden Freunde, die sich wohl erst gegenseitig zu
dieser Leistung beflügelt haben, hervorgebracht haben, ist beeindruckend: Sie
loteten das noch junge Schwyzerörgeli in all seinen Facetten und Möglichkeiten
aus und machten es dadurch erst zu einem vollwertigen Instrument.
Erstaunlicherweise finden wir bei Stump und Schmidig verschiedene Tendenzen, die
sich teilweise sogar widersprechen; letztlich ist aber durchgängig ein ausgeprägter
Gestaltungswille zu spüren; nichts bleibt dem Zufall überlassen.
Stump und Schmidig reizen die Schwyzerorgel immer wieder
bis an ihre Grenzen aus. Der Schottisch « Adänke
a Sepp Stump» beginnt beispielsweise mit einem Bass-Solo, wo die linke
Hand die Melodie übernimmt, etwas, das andere erst viel später auf dem
Akkordeon gewagt haben. Verblüffenderweise verwenden die beiden auch immer
wieder Tonarten, die in späteren Zeiten als unspielbar galten auf dem Schwyzerörgeli.
(«Heimweh» in G-Dur und D-Dur, obwohl das Fis sehr ungünstig zuoberst und
zuunterst auf der Tastatur liegt, der D-Teil steht sogar in A-Moll; «Ibach-Schönenbuch»
steht in As- und Des-Dur und der Muggetanz
ebenfalls in G-Dur.)
Auch versuchen Stump und Schmidig
immer wieder, den Tonumfang des Schwyzerörgeli voll auszuschöpfen, so
z.B. im C-Teil von «Der Ungewisse». In der Mazurka «Auf der Fronalp» springt
die Melodie im zweiten Takt um eine Oktav in die Höhe, weil unten die Töne
fehlen. Dieser Sprung wirkt aber nicht störend, weil auf dem dreichörigen
Schwyzerörgeli die Melodietöne ja sowieso im Oktavabstand erklingen und darum
weniger der Eindruck eines Oktavsprungs entsteht, sondern der eines Wechsels der
Klangfarbe.
Dieses Bestreben nach klanglicher Abwechslung verblüfft
am meisten bei den Pionieren: Ihre Interpretationen sind nicht nur virtuos,
sondern auch im Hinblick auf den Sound sehr sorgfältig gestaltet. In «Älplers
Lust» experimentieren sie mit Oktavierungen (Verwendung von Terz und Sext zum
Melodieton), um einen breiteren Klang zu erhalten; das gleiche gilt für die
Schlussakkorde in weiter Lage, die sie gern verwenden, unabhängig davon, ob sie
gut liegen oder nicht. Im B-Teil von «Auf der Fronalp» wird mit dem liegenden
D zur Melodie der Klang einer Geige nachgeahmt, die die Leersaite mitstreicht.
Der oktavierte Triller in «Rittersporn» (Takt 59) ist ein weiterer origineller
Klangeffekt. Sehr sorgfältig sind auch die Balgwechsel gestaltet. Dadurch dass
auf dem Schwyzerörgeli die Stimmplatten nicht auf einer Ebene angeordnet sind,
sondern auf drei Seiten des Resonanzkastens, unterscheiden sich Ziehen und
Stossen deutlich in der Klangfarbe (weil die Stimmplatten, die auf drei Seiten
des Resonanzkastens
angebracht sind, den Klang jeweils in eine andere Richtung abstrahlen.) Diesen
Umstand nutzen Stump und Schmidig sehr bewusst, um ihre Stücke auch klanglich
zu gestalten.
Eine weitere Besonderheit, die den Stil der beiden
auszeichnet, ist, dass sie bei den Wiederholungen der Teile niemals exakt
dasselbe spielen, sondern immer mit Varianten für Abwechslung sorgen, was
typisch ist für die Stegreifpraxis, mit der die beiden Autodidakten bestens
vertraut waren.
Es ist schon eindrucksvoll, wie virtuos, vielseitig und
differenziert die beiden die Schwyzerorgel in ihren Möglichkeiten ausloten und
immer wieder Neues ausprobieren. Ohne auf Vorbilder zurückgreifen zu können
– die einzigen Orgel-Vorbilder waren wohl die mechanischen Chilbi-Orgeln der
damaligen Zeit, die als Attraktionen auf Jahrmärkten spielten – bringen die
beiden das junge, damals noch in unzählige Varianten vorkommende Schwyzerörgeli
auf ein spieltechnisches und musikalisches Niveau, das nach ihnen während
Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurde.
Überlieferung
Dass die Tänze von Josef Stump und Balz Schmidig heute
überhaupt noch bekannt sind, ist trotz ihrer Bedeutung nicht selbstverständlich.
Der ledige Stump hinterliess keine Kinder und Balz Schmidigs Sohn, der ein
vielversprechender Schwyzerörgeler war, verstarb jung bei einem Unfall. Dass
die Überlieferung der bisher nie schriftlich festgehaltenen Tänze nicht
abgebrochen ist, verdanken wir in erster Linie dem legendären Schwyzer «Örgelidokter»
Martin Nauer (1918–2007). Dieser spielte als junger Mann noch mit Balz
Schmidig selber die alten Stump-Schmidig-Tänze und konnte so nicht nur die Stücke
selber erlernen, sondern auch alle Details der Ausführung, die schriftlich kaum
zu erfassen sind. Dank seiner virtuosen Spieltechnik, seinem phänomenalen
Musikgehör und seinem aussergewöhnlichen Gedächtnis war er in der Lage, diese
über Jahrzehnte zu konservieren und schliesslich in den 1970er Jahren an Alois
«Mosi Wysel» Lüönd aus Unterschönenbuch und Seebi Schmidig aus Arth
weiterzugeben – zwei damals junge Örgeler, die sich für den alten Stil
interessierten und ihn seither weiter pflegen. In den letzten Jahren seines
Lebens gab Martin Nauer,
zu seiner grossen Freude,
auch innerhalb der Familie diese
Musik weiter: Sein Enkel Armin Heinzer erlernte von ihm die überlieferten
Stücke und sorgt nun ebenfalls dafür, dass dieses musikalische Erbe erhalten
bleibt.
Dass sich heute wieder zahlreiche junge Schwyzerörgeler
für die Tänze von Josef Stump und Balz Schmidig begeistern, ist ein Beleg dafür,
dass diese Tänze nicht bloss durch Virtuosität bestechen, sondern von
besonderer musikalischer Qualität sind.
Vorstellung der CD am "Alpentöne"
Die neue CD "Stump - Schmidig" wurde am 15.08.2009 am Festival der
Alpentöne vorgestellt. Das Haus der Volksmusik in Altdorf hat mit vielen
Beteiligten (Ringli, Flückiger, Lüönd, Schmidig, Heinzer, Gwerder, Grab
ect.) eine CD aufgenommen, Text und Bilder gestaltet sowie das Notenheft dazu
geschrieben.
Ein spezieller Dank ist hier sicher dem Mosi-Wysel und Seebi Schmidig
auszusprechen. Sie waren es, die sich diese Musik von Martin Nauer wieder zeigen
liessen in einer Zeit, wo alles was "Neues" wollten. Sie erhielten
diese wunderbare Musik und blieben ihr treu bis heute, wo diese Tänze wieder an
Gewicht gewinnen. Ebenso halfen sie stets den "Jungen" beim Erlernen
dieser Tänze.
Zudem muss man erwähnen, dass Armin Heinzer den Reto Grab beim Notenschreiben
unterstützen konnte. Er hat in vielen Stunden jeden Ton und jeden Balgwechsel
herausgefunden und einfliessen lassen.
Flyer zur Veranstaltung
Homepage
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Auch im 2012 wieder in der aktuellen Kunstwelt dabei!